Der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade e.V. als Teil der Gemeinschaft der Nautischen Vereine Deutschlands wurde 1960 gegründet und versteht sich als unabhängiges Forum und Sprachrohr

  • der Nautiker, Techniker, Seeleute, Segler, Fischer,
  • der Marine und der seegehenden Behörden
  • der Reeder, Hafenbetriebe, Werften,
  • und aller anderer an der Schifffahrt und der maritimen Zukunft von Wilhelmshaven Interessierten.

Wir fördern wichtige und aktuelle Themen aus dem maritimen Bereich durch Vorträge, Exkursionen und fachliche Unterstützung. Dazu wird eine Zusammenarbeit mit relevanten Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Medien, Verbänden, Vereinen, Behörden und Marine, Schulen und Hochschulen sowie Schifffahrt, maritimen Organisationen und Hafenbetrieben angestrebt.

 

Wir sind politisch, wirtschaftlich und organisatorisch unabhängig und unsere Arbeit basiert einzig auf den fachlichen Kenntnissen und Interessen unserer Mitglieder.

 

Wir fördern Projekte, die der Bewahrung der seemännischen und schiffstechnischen Traditionen Deutschlands dienen und die Förderung der deutschen maritimen Fähigkeiten zum Ziel haben, um diese in dem vielseitigen internationalen maritimen Umfeld zu erhalten und zu entwickeln.

 


 

Nautischer Verein Wilhelmshaven-Jade e.V.

 

Der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade besteht seit 1960. Damit besitzt er noch nicht das Alter, welches andere Nautische Vereine in alten Hafenstädten aufweisen. Der Grund ist die besondere Hafenentwicklung Wilhelmshavens: als preußischer Marinehafen erst ab 1853 aufgebaut, war die nun entstehende Stadt als eine der jüngsten Stadtgründungen in Deutschland noch bis 1945 nahezu ausschließlich ein Militärhafen mit Marinegarnison, Flottenstützpunkt und Marinewerft.

 

Die Handelsschifffahrt hat an der Jade erst ab 1958 mit dem Ölhafen der Nord-West-Oelleitung GmbH (NWO) größere Bedeutung bekommen. Ausschlaggebend für diese zivilwirtschaftliche Hafenentwicklung war das natürlich tiefe Jadefahrwasser, und diese nautische Lagegunst beeinflusste auch alle folgenden Ansiedlungen. Das tiefe und breite Fahrwasser war gewiss bereits für den Aufbau des Marinehafens bestimmend gewesen und Wilhelmshaven ist heute der größte Standort der Bundeswehr. Deutschlands einziger Tiefwasserhafen hat seit 60 Jahren als Handelshafen einen internationalen Rang, weil der Hafen imstande ist, auch die größten Seeschiffe im Welthandelsverkehr aufzunehmen.

 

Diese besondere Hafenentwicklung erklärt, dass ein mit der Handelsschifffahrt verbundener Verein sich erst mit dem Anwachsen der Hafenwirtschaft hier etablierte. Doch fanden sich unter seinen Vorständen und Mitgliedern stets auch Angehörige der Marine, ja überwiegend waren es Marineoffiziere als 1. Vorsitzende des 1960 gegründeten Vereins entsprechend der Bedeutung der Marine- und Hafenstadt Wilhelmshaven. Die militärisch-zivile Symbiose als Eigenart des Hafens spiegelt sich daher auch in ihrem Nautischen Verein wider.

 

Zwei Jahre nach der Inbetriebnahme des Ölhafens wurde der Nautische Verein  am 2. September 1960 gegründet zunächst noch als Sektion des Nautischen Vereins Niedersachsen zu Elsfleth. Zum 1. Vorsitzenden wurde Kapitän Hans Bourdeaux gewählt, der die British-Petrol-Ölgesellschaft als Gesellschafter der NWO in Wilhelmshaven vertrat. Ihm zur Seite stand als 2. Vorsitzender Kapitän zur See a.D. Helmuth Gießler – somit von Anbeginn ein personelles Abbild der engen Verbindung von Handelsschifffahrt und Marine in der Jadestadt.

 

Schon von Anfang an wurde ein anspruchsvolles Vortragsprogramm aufgelegt, welches von Fachleuten der Nautik und verwandter Gebiete gestaltet wurde. Über die Vorträge wurde stets in der Lokalpresse berichtet. Im Herbst 1962 wurde bei einer Mitgliederzahl von 57 Personen ein erstes Schifffahrtsessen abgehalten.  In diesem Jahr gab es auch Exkursionen zur Seefahrtschule Elsfleth und zur Insel Helgoland.

 

Der Wunsch nach mehr Eigenständigkeit wurde in einem Schreiben der Sektion Wilhelmshaven vom 1.12.1963 an den Nautischen Verein Niedersachsen geäußert, infolgedessen der Verein sich am 1.1.1964 nunmehr als selbständiger „Nautische Verein Wilhelmshaven e.V.“ formierte. Der Gründungsvorsitzende Kapitän H. Bourdeaux wurde als 1. Vorsitzender des Vereins bestätigt. Die Leitorientierung wurde in der Satzung festgeschrieben, darunter die Vertiefung der Kenntnisse über die Bedeutung der Schifffahrt und des Seewesens, die Kontaktpflege zwischen Schifffahrt und Marine, Beratung und gutachterliche Stellungnahme in Hafen- und Schifffahrtsangelegenheiten sowie Förderung der beruflichen Ausbildung des seemännischen und technischen Personals.

 

Die Hafenanlagen der vormaligen Reichsmarine waren im 2. Weltkrieg teilweise beschädigt worden, wurden aber nachträglich durch die Alliierten noch erheblich demontiert und somit unbrauchbar gemacht. Von den vier Einfahrten, die 1942 den Reichsmarinehafen auszeichneten, blieb zur Entwässerung des Hinterlandes nur die 1. Einfahrt von 1886 funktionstüchtig. Doch dann, mit Aufstellung der Bundeswehr im Bündnis der NATO wurde mit einer neuen Bundesmarine auch Wilhelmshaven als Marinestandort wieder aktuell, was zu großen Baumaßnahmen wie dem Wiederaufbau der 4. Einfahrt und der Schaffung des Marinearsenals auf dem Gelände der ehemaligen Marinewerft führte. Die Ostkammer dieser Doppelschleuse mit jeweils 390 m Länge, 60 m Breite und 12 m Drempeltiefe war bereits 1942 fertiggestellt gewesen und dann 1948 gesprengt worden. Für ihren nun vollständigen Wiederaufbau sprachen ihre Abmessungen, die sowohl den Bedürfnissen der Bundesmarine wie auch der Handelschifffahrt gerecht wird. Auf dem bis 1940 aufgespülten Heppenser Groden wurde nun der Stützpunkt aufgebaut, dessen schwimmende Einheiten vornehmlich im nun auch vollendeten Vorhafen der Einfahrt Platz finden. Heute ist es die Basis der Einsatzflottille 2 mit Fregatten und Einsatzgruppenversorgern des Trossgeschwaders für inzwischen weltweite Operationen.

 

Die Schiffspassagen durch die 1964 wieder in Betrieb genommene 4. Einfahrt gaben nun auch der hafenwirtschaftlichen Entwicklung im Innenhafen Impulse. Hier im Handelshafen hatte sich vor allem die Westfälische Transport AG (WTAG) eingerichtet, die Massen- und Schüttgüter umschlug. Zukunftweisend für den Innenhafen, dessen weitläufige Hafenareale sich noch im Vermögen der Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches befanden, wurde der sog. Hafenauseinandersetzungsvertrag von 1975. Er teilt ehemalige Hafengebiete der Marine zwischen dem Land Niedersachsen und der Stadt Wilhelmshaven auf – ein dritter Teil zur weiterhin militärischen Nutzung wie der Stützpunkt, das Marinearsenal und die Wiesbadenbrücke verblieb beim Bund.

 

Das Land unternahm nun in seinem Hafenteil besonders im Nordhafen, wo vormals große Dockanlagen der Marine ausgehoben und zum Teil erstellt worden waren, einen Ausbau für Werftbetriebe und diversifizierten Umschlag. Diese Ausbauten haben auch eine Versorgungsfunktion für die vor den Schleusen direkt an der Jade gelegenen Umschlaganlagen im Außenhafen. Im kommunalen Teil des Innenhafens sind dagegen Nutzungen des Wohnens am Wasser, des Wassersports und kulturell-touristische Einrichtungen wie das Deutsche Marinemuseum, das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum und das Küstenmuseum entstanden. Schon vorher war am Außendeich zum Jadebusen mit dem Südstrand ein stadtnahes Erholungsgebiet angelegt worden.

 

Die Vorstände und Mitglieder des Nautischen Vereins repräsentieren in ihrer Zusammensetzung auch diese hafenwirtschaftlichen und urbanen Prozesse. Dabei blieb die Entwicklung am seeschifftiefen Fahrwasser im Außenhafen stets im Fokus des Nautischen Vereins. Denn die mit dem Ölhafen der NWO einsetzende Entwicklung, Wilhelmshaven zur Aufnahme großer Seeschiffe zu ertüchtigen, hatte weitere Investitionen zur Folge: der Bau der Niedersachsenbrücke als Löschpier für den Steinkohleimport zur Andienung inzwischen zweier Kraftwerke auf dem Rüstersieler Groden, die Anlage einer Raffinerie mit eigenen Löschbrücken auf dem Voslapper Groden und dort auch der Bau eines Chemiewerkes für Grundstoffe mit einer exklusiv genutzten Umschlagspier.

 

Der Nautische Verein griff mit seinen Vorträgen und Schifffahrtsessen das wirtschaftlich relevante Thema Tiefwasserhafen auf – so beispielsweise auf dem Schifffahrtsessen 1966 mit dem Festvortrag von Prof. Dr.-Ing. Walter Hensen von der Technischen Hochschule Hannover mit dem Thema „Weitere Vertiefung der Jade“. Aber auch Innovationen bei der Bundesmarine waren Gegenstand interessanter Festvorträge und fanden Widerhall in Veranstaltungen des Vereins. Signifikant war z. B. die Indienststellung der drei Fernlenkwaffenzerstörer US-amerikanischer Bauart der Lütjensklasse ab 1967. Ein Schiff dieser mit Dampfturbinen angetriebenen Zerstörer blieb als Großexponat des Deutschen Marinemuseums erhalten – die „Mölders“. Um den technischen Anforderungen bei Hard- und Software gerecht werden zu können wurde im Stützpunkt das Kommando Marineführungssysteme installiert.

 

Ein Höhepunkt war 1974 die Ausrichtung des 6. Deutschen Seeschifffahrtstages in Wilhelmshaven unter dem Motto „Schiffahrt muss leben“ mit einer Ansprache von Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann im Stadttheater. 1974 folgte auch ein Wechsel im Vorsitz des Vereins. Der 1. Vorsitzende Kapitän zur See a.D. Helmuth Gießler übergab das Ruder an Kapitän zur See a.D. Gerhard Meyering.

 

Es war eine Zeit, in der das Jaderevier mit einem Fahrwasser von 18,5 m tideunabhängig ausgebaut und für moderne nautische Anforderungen ausgestattet wurde. Damit war der Grundstein für den einzigen deutschen Tiefwasserhafen gelegt, der bis heute größten Schiffeinheiten vom ULCC-Tanker bis zum ULCV-Containerschiff sichere und schnelle Verkehrsbedingungen garantiert. So wurde für das Fahrwasser eine Radarkette errichtet, die eine Kontrolle von der Revierleitzentrale auf der Schleuseninsel gestattet und darüber hinaus auch den Schiffsverkehr in der Deutschen Bucht überwacht. Zu den Verbesserungen im nautischen Service gehörte auch die Lotsenversetzung per Helikopter vom Flugplatz Mariensiel für die Lotsenbrüderschaft Weser II/Jade.

 

Im Innenhafen wurden weiterhin Schüttgüter sowie Projektladungen umgeschlagen. Seit 1975 hat die Fa. Nordfrost GmbH & Co. KG an der Nordwest- und Südwestkaje Lebensmittel umgeschlagen – ein Geschäftszweig, in dem das Unternehmen heute mit großen Kühlhallen auf dem Areal des JadeWeserPorts expandiert. Für die Errichtung von Offshore-Windkonvertern in der Nordsee wurden Montageteile von Wilhelmshaven verschifft.

 

„Gibt es für Wilhelmshaven einen Weg zum Universalhafen?“ fragte in einem Festvortrag Albert Geerds, Direktor der Rhenus WTAG, beim Schifffahrtsessen 1977. Denn die Rhenus Midgard  ist eines der maßgeblichen Umschlagunternehmen im Hafen, insonderheit auf der Niedersachsenbrücke. Mit dieser Fragestellung wurde das Potenzial Wilhelmshavens angesprochen und in positiver Beantwortung die zukünftige Entwicklung vorausgesehen, wie sie dann schrittweise Wirklichkeit wurde. Ministerialdirigent Dr. Wolfgang Liening vom Niedersächsischen Wirtschaftsministerium griff diese Perspektive konkret in seinem Festvortrag beim Schifffahrtsessen 1979 auf mit der Erörterung von Möglichkeiten für Erz- und Kohle-Anlandungen via Wilhelmshaven.

 

Administrativ wurden die Ausbauten zu einem Universalhafen vom 1980 neu geschaffenen Niedersächsischen Hafenamt realisiert. Seit 2005 hat Niedersachsen Ports als Hafenunternehmen Niedersachsens die infrastrukturellen Investitionen in den landeseigenen Hafenteilen fortgeführt. Dazu gehören neben den Umschlagpiers auch Anleger für die Personenschifffahrt und Liegeplätze für Hafendienste, für die DGzRS und für die Schifffahrt in Hooksiel.

 

1981 übernahm Kapitän zur See Heinz Harre den 1. Vorsitz im Nautischen Verein – somit wieder ein Offizier der Marine. Doch neben Marine-Themen wurden auch in seiner Amtszeit Beiträge zur Handelsschifffahrt und Hafenwirtschaft erörtert. 1982 hielt mit der Niedersächsischen Wirtschaftsministerin Birgit Breuel erstmals eine Dame die Festansprache auf dem Schifffahrtsessen.

 

Zu einer maßgeblichen Triebfeder für die Ausbauten im Tiefwasserhafen wurde als Interessenvertretung des Hafens die 1985 gegründete Wilhelmshavener Hafenwirtschafts- Vereinigung e.V. (WHV e.V.), die als korporatives Mitglied dem Nautischen Verein beitrat, wie umgekehrt der Verein bei der WHV e.V. Mitglied wurde. Die enge Verbindung wird partnerschaftlich in Projekten gelebt wie z.B. bei abgestimmten Veranstaltungen. Sichtbar ist es auch darin, dass der Nautische Verein nach längerer Unterkunft im Haus der Seemannsmission sein Büro jetzt in der Geschäftsstelle der WHV e.V. in der Luisenstraße unterhält. In den Vorständen und Beiräten des Vereins sind immer auch Vorstandsmitglieder der WHV e.V. vertreten.

 

Wenn auch der Nautische Verein alle wichtigen Hafen- und Wirtschaftsthemen begleitet, so ist es stärker die WHV, welche die Hafenentwicklung gleichsam als maritimer Wirtschaftsförderer forciert hat. Es war die WHV e.V., die frühzeitig die Idee eines Containerports aufgriff und über zunächst privat finanzierte Studien und Gutachten in die politischen Entscheidungsebenen und Planungsebenen der zuständigen Behörden einbrachte. Dies gilt herausragend für das Projekt des Tiefwasserhafens JadeWeserPort, international eingeführt als Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) der Eurogate.

 

Auch als sich Politik und Verwaltungen dieses Hafenprojekts angenommen hatten, verfolgte die WHV wachsam den Fortschritt von der Vision zur Wirklichkeit, wie auch beim Nautischen Verein mit Vorträgen und Exkursionen die internationale Containerschifffahrt und der Hafenbau an der Jade im Visier blieben. Aber auch andere zukunftweisende Ideen wie ein Flüssiggasterminal (LNG) am Voslapper Groden wurden frühzeitig vom Nautischen Verein thematisiert – ein Vorhaben, welches für Wilhelmshaven aktuell Priorität bekommen hat. Mit der Tankschifffahrt für Flüssiggas gab es schon 1975 Erfahrungen, als die heute im Nordhafen ansässige Werft Turbo Technik für die Kvaerner Brug A/S Oslo bereits Kugeltanks montierte.

 

Sicherheitspolitische und marinespezifische Themen fanden gleichfalls Aufmerksamkeit: es waren hohe Offiziere wie die Vizeadmirale Günter Luther und Lutz Feldt, Inspekteure der Marine, und Vizeadmiral Günter Fromm, Befehlshaber der Flotte, die auf den Schifffahrtsessen sprachen.

 

Selbstverständlich pflegte der Wilhelmshavener Nautische Verein immer den Kontakt mit seiner Dachorganisation, dem Deutschen Nautischen Verein (DNV) in Hamburg, sowie zu den anderen Nautischen Vereinen in diesem Verbund. Dazu gehörte die Delegierung in den Ständigen Fachausschuss des DNV wie auch seit den 80er Jahren die Teilnahme an den Nautischen Abenden des DNV, wo Schifffahrtsprobleme mit Vertretern aus Politik und Verwaltung erörtert wurden. Auf Heinz Harre folgte 1991 Kapitän zur See Wulf Plesmann als Vorsitzender. Sein Amt musste er jedoch wegen seiner Dienstversetzung nach Kiel schon 1993 wieder niederlegen.

 

Mit Jan Peter Tjardts wurde 1993 wieder ein Kapitän der Handelsschifffahrt zum 1. Vorsitzenden gewählt. In seiner Amtszeit kam es auch zum Eintritt von Frauen in den Verein, wie auch insgesamt die Mitgliederzahl erheblich anstieg. Für die Mitglieder wurden jetzt Betriebsbesichtigungen organisiert bei Unternehmen, die besonders mit Hafen und Schifffahrt verbunden sind. Tjardts initiierte auch eine Ausstellung „Von den Seefahrern zu den Raumfahrern – Navigation nach den Sternen von 1500 - 2000“, die 1997 am Südstrand eröffnet wurde. Die Navigationsausstellung wurde auch in Bonn-Bad Godesberg gezeigt.

 

Zum Schifffahrtsessen 1998 wurde als Referent Helmut Werner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der „Expo 2000 Hannover GmbH“, eingeladen. Damit sollte auch der Außenstandort der deutschen Weltausstellung,  die „Expo am Meer“ in Wilhelmshaven, in den Blickpunkt kommen. Tatsächlich hat die „Expo am Meer“ dann im Jahr 2000 etliche maritime Attraktionen geboten, so eine Ausstellung des Bundesministeriums für Verkehr in einem Container-Pavillon  in Nachbarschaft der Dreimastbark „Towarischtsch“ (als ehem. „Gorch Fock“ unter dem alten Namen jetzt in Stralsund), eine Schiffsmodell-Ausstellung aller deutschen Werften uvm..

 

1999 löste Kapitän zur See Hermann Lauer Kapitän Tjardts als 1. Vorsitzenden ab. Ein breites Themenspektrum kennzeichnete weiterhin die Vortragsveranstaltungen, die beim Schifffahrtsessen 1999 mit dem bisherigen stellvertretenden Generalsekretär der NATO Anthony Cragg einen Höhepunkt fanden.

 

2000 gab Hermann Lauer den 1. Vorsitz an Jürgen Peters, Schifffahrtsjournalist und stellvertr. Chefredakteur der „Wilhelmshavener Zeitung“, weiter. Im Rahmen der „Expo am Meer“ fand das Schifffahrtsessen 2000 diesmal in einem Festzelt auf der Wiesbadenbrücke mitten im Großen Hafen statt: Jan Philippen, Managing Director of Zeeland Seaport Vlissingen hielt die Festrede über „Die Notwendigkeit eines kompletten Hafens“ – eine sehr passende Orientierung für den bevorstehenden Bau des JadeWeserPorts als maßgebliches Teilstück  eines Universalhafens Wilhelmshaven. Um die hafenwirtschaftlichen Kenntnisse für Mitglieder und weitere Interessenten zu vertiefen unternahm der Verein 2008 eine dreitägige Exkursion zum größten europäischen Hafen Rotterdam, wo u.a. auch die Leitzentrale des World Port Centers besucht wurde.

 

Die Ausbauten im Hafen, besonders im Tiefwasserhafen, gingen weiter. Die Niedersachsenbrücke wurde für große Kohlefrachter der cape-size-Klasse ertüchtigt, zumal neben dem E.on-Kraftwerk (heute Uniper) ein zweites Kraftwerk von GDF-Suez (heute Engie) auf dem Rüstersieler Groden errichtet wurde. Die Niedersächsische Wirtschaftsministerin Dr. Susanne Knorre stellte auf dem Schifffahrtsessen 2002 die Perspektiven für den Tiefwasserhafen dar.

 

2004 ging der Nautische Verein mit seinem Schifffahrtessen in die Region. Die traditionelle Veranstaltung fand im „Haus des Gastes“ in Horumersiel statt. Festredner war Detthold Aden, Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics Group (BLG), der mit seiner Gesellschaft quasi zu den Geburtshelfern des JadeWeserPorts gehört, denn am Umschlagbetreiber Eurogate ist die BLG mit 50 % beteiligt. Mit dieser Ortsverlagerung hatte der Nautische Verein bekundet, sich als Interessenvertretung der gesamten Jaderegion zu verstehen, was auch in der Namenserweiterung als „Nautischer Verein Wilhelmshaven-Jade“ zum Ausdruck kommt.

 

Zur Promotion des JadeWeserPorts hatte die WHV seit 2002 Regatten mit Traditionsseglern ausgerichtet, die jährlich im Herbst an den Start gehen – den JadeWeserPort-Cup. Schon an der ersten Regatta hatte der Nautische Verein teilgenommen mit der Charter des Dreimast-Gaffelschoners „Anny von Hamburg“. Und als eine ganz besondere Aktion kann der Nachbau eines gelöschten Molenfeuers auf dem Nordkopf der ehem. 3. Einfahrt gelten, welcher 2006 eingeweiht wurde. Die Rekonstruktion dieses nach Dangast verkauften Feuerträgers wurde auf Initiative des Nautischen Vereins dank großzügiger Spenden möglich, und es mag wohl einmalig in Deutschland sein, dass ein Nautischer Verein quasi einen Leuchtturm besitzt. Zu den jährlichen Ausflügen des Nautischen Vereins zählten auch Helgolandfahrten mit dem Seebäderschiff MS „Wilhelmshaven“.

 

Der langerwartete Baubeginn des JadeWeserPorts im März 2008 wurde im Mai desselben Jahres mit einem Vortrag von Dagmar Wöhrl, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, unter dem Leitthema „Wilhelmshaven im maritimen und wirtschaftlichen Aufschwung“ passend instrumentiert. Das Schifffahrtsessen am Nassauhafen war dort in die hundertjährige Jubiläumsveranstaltung des Wilhelmshavener Segelclubs integriert.

 

Die Kooperation zwischen der WHV e.V. und dem Nautischen Verein wurde 2008 auch vertraglich besiegelt. Im folgenden Jahr löste Kapitän Michael Jansen, Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Jade Dienst GmbH, Jürgen Peters im Vorsitz ab.

 

Häufig waren maritime Themen aus der Wissenschaft Gegenstand von Vorträgen. Beispielhaft sei hier der Vortrag von Prof. Dr. Jörn Thiede vom Alfred-Wegener- Institut erwähnt, der 2009 über „Die Geschichte der polaren Forschungsschifffahrt – vom Abenteuer zur Routine“ referierte. Themen mit wissenschaftlichem Bezug finden in Wilhelmshaven großes Interesse, weil vor Ort mehrere Institute der Meeresforschung ansässig sind. 2014 konnte auch mit der MS „Sonne“ ein neues Forschungsschiff mit dem Heimathafen Wilhelmshaven in Dienst gestellt werden – der Nautische Verein spendete eine Sitzbank für das Bootsdeck.

 

Michael Jansen legte nach dem Schifffahrtsessen 2009 sein Amt nieder, sodass der Nautische Verein einen neuen Vorsitzenden suchen musste. Er fand ihn in Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch, der auf der Jubiläumsjahreshauptversammlung 2010 - der Nautische Verein bestand nun 50 Jahre – zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Gottfried Hoch brachte nicht nur reiche Berufserfahrungen aus seiner militärischen Laufbahn mit, sondern hatte immer Interesse für die zivile Schifffahrt gehabt, was er auch gleich nach seiner Pensionierung mit einem Bordpraktikum auf einem Handelsschiff zeigte. So bestanden auch unter Hoch Programme und Aktivitäten des Vereins aus einem ausgewogenen Mischungsverhältnis von Themen der Marine wie der Handelsschifffahrt und Hafenwirtschaft.

 

2010 stellte Flottillenadmiral Thorsten Kähler, Kommandeur der Einsatzflottille 2, die Aufgaben und Einsätze der Deutschen Marine im Rahmen der Operation Atalanta in einem Vortrag vor.

 

Ein Ereignis von nationaler Bedeutung war vom 14. bis 18. August 2013 die Ausrichtung des 34. Deutschen Seeschifffahrtstages jetzt zum zweiten Mal in Wilhelmshaven. Der 1. Vorsitzende Gottfried Hoch hatte für die Bewerbung  die Initiative ergriffen und dann zusätzlich zur Unterstützung durch seine Vorstands- und Beiratskollegen ein Organisationsteam gebildet, welches den erheblichen Aufwand von Vorbereitung und Durchführung bewältigen konnte. Der Schifffahrtstag stand unter dem Motto „Sicherer Kurs für die Schifffahrt“.

 

Es war gewiss der Höhepunkt, als Bundespräsident Joachim Gauck vor den geladenen Gästen im Wilhelmshavener Stadttheater seine Ansprache hielt. Auch war es neben den Fachtagungen und Festveranstaltungen ein wünschenswerter Effekt, Wilhelmshaven mit seinem seit 2012 in Betrieb genommenen JadeWeserPort präsentieren zu können.

 

Auf dem Schifffahrtsessen 2015 sprach der Reeder Alfred Hartmann, Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), über die deutsche Seeschifffahrt im internationalen Wettbewerb. Die Kapitänsrede dort hielt Korvettenkapitän Inka von Puttkamer: dies war eine Premiere, erstmals von einem weiblichen Kommandanten auf einem Schifffahrtsessen eine solche Rede hören zu können.

 

An den JadeWeserPort-Cup-Regatten nahm der Nautische Verein weiterhin teil und jetzt mit der vom Deutschen Marinemuseum gecharterten „Nordwind“, einem ehem. Seemannschaftsschulboot der Marine. Zu seinem Engagement gehörte auch die kostenlose Bord-Einladung an Schüler am Vortag der Regatten unter der Devise „Boarding next Generation“. Auch die jährliche Auslobung eines Förderpreises für Studenten der Jade Hochschule war Bestandteil der Jugendförderung des Nautischen Vereins.

 

Zu einer vertrauten Gewohnheit wurden die „After-work-Parties“, bei denen zu einer Seefahrt auf den Schlepper „Föhr“ der Motorenwerke Bremerhaven eingeladen wurde mit anschließendem Zusammensein im Lokal „Blühende Schifffahrt“ – ein Angebot, welches auch von potentiellen neuen Mitgliedern gern angenommen wurde. Ebenso wurden die vorweihnachtlichen Vorstandssitzungen im Haus der Deutschen Seemannsmission Wilhelmshaven zur Tradition, bei denen die auf den Schifffahrtsessen gesammelten Spenden an die Mission übergeben wurden.

 

2016 unternahm der Verein eine Exkursion nach Hamburg zur Reederei Hamburg-Süd und zur Lotsenstation am Seemannshöft. Auf der Jahreshauptversammlung in jenem Jahr ging die Ära von Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch zu Ende. Neuer 1. Vorsitzender wurde Dipl.-Ing. Dietmar Janssen, Geschäftsführer der Neuen Jadewerft im Nordhafen von Wilhelmshaven.

 

Zur Verbesserung der Gefahrenabwehr und des Küstenschutzes ist der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade zusammen mit anderen Nautische Vereinen und Organisationen für die Einrichtung einer zentralen Deutschen Küstenwache eingetreten, wofür er auch in den Gremien des DNV und auf eigenen Veranstaltungen sich mit einem Positionspapier eingesetzt hat.

 

2016 war der Niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies Gastredner auf dem Schifffahrtsessen, im folgenden Jahr sprach dort  der technische Geschäftsführer der Peenewerft Wolgast Harald Jaekel. Und zum Schifffahrtessen 2018 ist Frank Dreeke, Vorstandsvorsitzender der BLG und Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS) eingeladen.

 

Der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade möchte auch zukünftig im Konzert der Nautischen Vereine deutlich seine Stimme erheben – partnerschaftlich unter dem vereinigenden Dach des DNVs. Deutschland als ein Land , dessen Wohlergehen vom freien Güterverkehr mit den Märkten in aller Welt maßgeblich bestimmt wird, braucht Häfen mit einer an die zunehmende Größenentwicklung der Schiffe angepassten Infrastruktur. Hier liegt die Chance für Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen mit - 18,5 Metern unter LAT.

 

Es ist die Ausschöpfung und Fortentwicklung der Potenziale des Hafens an der Jade, worin der Nautische Verein seine unterstützende Arbeit für die damit befassten Hafenakteure sieht. Doch ebenso ist klar, dass der internationale Schiffsverkehr in einer Welt voller Gefährdungen und Konflikte eines wirksamen Schutzes bedarf. Hier wird die Deutsche Marine im Rahmen ihrer Bündnisverpflichtungen auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Und deshalb sieht der Nautische Verein der traditionsreichen Marinestadt auch hier seine Aufgabe, die Belange der Marine zur Sicherung einer florierenden Weltwirtschaft zu fördern.

 

Der Nautische Verein wird daher diese ihn kennzeichnende Doppelstrategie der Interessenwahrnehmung für die zivile wie militärische Schifffahrt auch weiterhin aktiv verfolgen. Bei dieser Aufklärungsarbeit für Häfen und Schifffahrt möchte der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade auf allen für ihn erreichbaren Ebenen tätig bleiben und so den maritimen Standort Deutschland in einem friedvollen Weltgefüge stützen und stärken.

 

 

Rainer Beckershaus  Mai 2018