Wie jedes Jahr hat der Nautische Verein Wilhelmshaven-Jade für die Deutsche Seemannsmission Wilhelmshaven eine Spende eingesammelt. Diese auf dem Schifffahrtsessen gesammelte Spende von 1740 € wurde jetzt dem Vorsitzenden der Seemannsmission Wilfrid Adam und Seemannspastor Peter Sicking überreicht, die sich dafür herzlich bedankten, denn die Seemannsmission ist für ihre wichtige Betreuungsarbeit der Seeleute sehr auf Spenden angewiesen.

SSB „Nordwind“ – mehr als nur ein Museum

von Klaus Klages

Zum 21. Wilhelmshaven Sailing-CUP vom 29.09. bis 01.10.2023 hatten die Organisatoren vielfältige Events im Angebot. Neben dem Erlebnis, auf einem Traditionsschiff mitzusegeln, standen auch eine Papierboot-Regatta, ein Open-Ship, Hafenrundfahrten, eine Fotoausstellung, Live-Musik, eine Segler-Party im ehemaligen Pumpwerk, kulinarische Genüsse und vieles mehr rund um den Bontekai auf dem Programm.

Insgesamt 14 Traditionssegler sind dem Ruf der Stadt an der Jade gefolgt, davon einige bereits über 100 Jahre alt. So beispielsweise die „Abel Tasman“, ein mit 40,5 Metern Länge luxuriöser Zweimastschoner aus dem Jahr 1913. Oder der Dreimast-Toppsegelschoner „Swaensborgh“ (47 Meter) von 1907. Das älteste Schiff der Regatta, die „Twister“, ist aus dem Jahr 1902. Ehemaliges Fischereischiff und traditionell aus Holz gebaut, erhielt der Zweimastschoner in mehreren Umbauten ihr heutiges Antlitz mit einem lilafarbenen Stahlrumpf.

Bild 2 – SSB „Nordwind“ Teilnehmer am Wilhelmshaven Sailing CUP 2023. Bild: Birgit Kahnwald

Bild 3 – Nordwind längsseits Astarte (HF244) am Bontekai, Quelle: NV WHV - Klaus Niederehe

Die „Astarte“ (25 Meter) von 1903 hingegen ist detailgetreu rekonstruiert und eines der ersten Traditionsschiffe, die unter deutscher Flagge (Bremerhaven) in der Flotte der International Sail Training Association segelt.

Höhepunkte waren dann auch nicht die Regatten, sondern die Einlaufparaden. Die „Heimkehrer“ segelten den gesamten Bontekai entlang und wurden von den Organisatoren mit Leidenschaft und Engagement begrüßt und vorgestellt und wenn zwischen den tausenden „Sehleuten“ und den Traditionsseglern und Begleitschiffen die Laola-Wellen hin und her schwappten, entwickelte sich ein maritimes Lebensgefühl und ein Gänsehautmoment.

Auch das Seemannschaftsschulboot (SSB) „Nordwind“ (Baujahr 1945/1946, 26,6 Meter lang) war in diesem Jahr endlich wieder mit dabei. Es ist eines von zwei in Fahrt befindlichen Schiffen des Deutschen Marinemuseums und nach fast zweijähriger Instandsetzungsphase wieder seeklar. Leinen los für SSB „Nordwind“ war bereits einen Tag vor Beginn des Cups. Die Firma Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (ESG), ein herstellerunabhängiger Systemintegrator für Verteidigung und öffentliche Sicherheit, hatte die „Nordwind“ am 28.09.2023 gechartert, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Standorten der Firma (u. a. Fürstenfeldbruck bei München) wesentliche Elemente eines ihrer Auftraggeber näher zu bringen; die See mit Wind und Wellen auf einer schaukelnden Plattform.

Bild 4 – „Abel Tasman“ vor dem Zerstörer „Mölders“ des Marinemuseums. Foto: K. Klages

Bild 5 – Schoner „Avatar“, 1941 in Wolgast als Kriegsfischkutter gebaut. Bild: Klaus Klages

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der „Jugend“. Unter dem Stichwort „Boarding Next Generation“ wird seit 2006 für den Nachwuchs Segel gesetzt, eine in Deutschland unbedingt nachahmenswerte maritime Inklusionsregatta. Für diesen Kurs Zukunft haben Sponsoren ca. 800 Schülern und Auszubildenden mit ihren Lehrkräften und Betreuern aus Wilhelmshaven, Oldenburg und dem Kreis Friesland einen unvergesslichen Tag an Bord eines Traditionsseglers ermöglicht.

Neben dem Spaß sollte im Wesentlichen Teamfähigkeit gefördert, Generationen verbunden und die Identifikation mit der Region forciert werden. Die jungen Leute, die sich an diesem Tag auf der „Nordwind“ einschifften, waren ohne Berührungsangst und packten beherzt mit an. So soll es sein!

Für die „Nordwind“ hatte der Nautische Verein Wilhelmshaven (NV WHV) die Kosten übernommen.

Auch am dritten Tag für die Hauptregatta hatte der NV WHV die „Nordwind“ gechartert, nun für seine Mitglieder und Interessierte. Auch wenn das Durchschnittsalter deutlich höher war, bei der einen oder dem anderen kamen vergessen geglaubte Erinnerung plötzlich wieder hoch: Seefahrt ist eben auch Emotion pur.

An derartigen Tagen wird einmal mehr deutlich und erlebbar: Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.

Bild 6 – Grafik: DMM

Um die „Nordwind“ auch weiterhin als Traditionssegler und Museumsschiff in Fahrt halten zu können, werden immer Ehrenamtliche gesucht, z. B. als Crewmitglieder in der Technik oder an Deck, in der Kombüse als Smut oder als Skipperin oder Skipper. Einzige Voraussetzung ist, dass Sie im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit einen Teil ihrer Zeit für den Erhalt des Schiffes aufbringen wollen. Wenn auch Sie Interesse daran haben, wenden Sie sich gerne unter Angabe ihrer Erreichbarkeit an das Geschäftszimmer des Deutschen Marinemuseums (Tel.: 044231 – 400 84 11 bzw. mit E-Mail an: info@marinemuseum.de. Dann werden gemeinsam mit Ihnen die individuellen Einsatzmöglichkeiten und Optionen besprochen. Nur Mut!

Link zum Video der BBS Wechloy:

www.instagram.com/reel/CxxumFlCyPw/

Link zum Bericht der Klassen BA3A+BA3B der BBS Wechloy:

https://bbs-wechloy.de/service/news/artikel/2023/10/09/boarding-next-generation

 

 


Exkurs des Nautischen Verein Wilhelmshaven-Jade e.V. nach Rotterdam

von Josef Schöning

Wilhelmshaven/JS: Kürzlich machte sich eine 23-köpfige Gruppe unter der Leitung von Dietmar Janssen, dem Vorsitzenden des Nautischen Vereins Wilhelmshaven–Jade e.V., auf den Weg nach Rotterdam.

Hervorragend organisiert wurde die Fahrt durch das Beiratsmitglied des Vereins Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch, der die Reise selber leider nicht mitmachen konnte.

Erstes Ziel und auch gleichzeitig Unterkunft war die SS „Rotterdam“, das ehemalige Flaggschiff der niederländischen Reederei Holland – America Liyn und heute Museum, Hotel- und Eventschiff.

Die SS „Rotterdam“ war das größte jemals in den Niederlanden gebaute Passagierschiff und wurde am 03. September 1959 in Dienst und in 2000 außer Dienst gestellt. Nach mehreren Besitzerwechseln kam das Schiff dann im Mai 2006 bis zum Sommer 2008 für umfangreiche Sanierungsarbeiten nach Wilhelmshaven, um später in Rotterdam im alten Seemannsviertel Katendrecht als Hotelschiff und Touristenattraktion zu liegen.

Gleich nach Ankunft wurde eine umfangreiche und informative Schiffsbesichtigung vorgenommen. Ein ehemaliges Besatzungsmitglied führte durch die diversen Decks und erzählte dabei viele interessante Anekdoten aus dem Leben der „Rotterdam“ als Passagierschiff.

Am nächsten Tag gaben dann zwei Hafenrundfahrten jeweils im inneren und äußeren Hafen Rotterdams einen eindrucksvollen Überblick über die gewaltigen Ausmaße des Rotterdamer Hafens.

Besonders imposant war die Rundfahrt mit der „Futureland Ferry“ in der Maasflakte 2. Die Maasflakte (Maasfläche) besteht aus einer großflächig angelegten künstlichen Insel südlich der Einmündung des Nieuwe Waterweg in die Nordsee und liegt ca. 40 km vom Stadtzentrum von Rotterdam entfernt.

Umfangreiche Wasserbauarbeiten haben dort bereits gewaltige Hafenanlagen entstehen lassen. Modernste Containerterminals, Offshorebereiche aber auch Anlagen für Massengut wie Erdöl, Erdgas und Kohle sind dort entstanden und erfahren immer noch eine Erweiterung. Schiffe mit Tiefgängen bis zu 20 Meter können den Hafen anlaufen. Dort soll ebenfalls der größte Wasserstoff Hub Europas entstehen.

Mit einer Vielzahl von Impresssionen wurde dann am dritten Tag die Rückfahrt angetreten. Nicht nur die SS „Rotterdam, die imponierende Hafengröße, sondern auch die kleinen sogenannten „Watertaxis“ hinterließen einen bleibenden Eindruck. Von festgelegten Stationen konnte man mit diesen schnell zu verschiedenen Zielen gelangen und dabei u.a. die Skyline von Rotterdam betrachten.