„Der Kurs Marine – Auswirkungen auf die Einsatzflottille 2“

Wilhelmshaven / JS: Der Nautische Verein Wilhelmshaven – Jade e.V. konnte zum Septembervortrag des Vereins den Kapitän zur See, Sven O. Beck, den Kommandeur der Einsatzflottille 2 begrüßen. Vor einem gut besetzten und fachlich interessierten Auditorium hielt Beck einen Vortrag zum aktuellen Thema „Der Kurs Marine – Auswirkungen auf die Einsatzflottille 2“.

Anhand einer Übersicht der Aktivitäten der Deutschen Marine im Nordatlantik, der Südflanke im Mittelmeer und der Interessensphäre im Indopazifik beschrieb Beck die aktuelle Lage Deutschlands aus militärischer Sicht. Weiterhin erläuterte er die derzeitige wirtschaftliche Lage Deutschlands und stellte insbesondere die Abhängigkeit Deutschlands als Exportnation von sicheren Seewegen in den Vordergrund. Seeschiffe sind für Deutschlands Wirtschaft ein enorm wichtiges Transportmittel.

Seit 2022 kam es zu 10 größeren Vorfällen beispielsweise die Zerstörung von Kommunikationsverbindungen in der Ostsee. Diese Fälle sieht man – so Beck - als Test der Marine und der Gesellschaft an. Alle Fälle traten bislang in der Ostsee auf, wobei es nicht um Frage geht, ob es die Nordsee auch treffen kann, sondern zu welchem Zeitpunkt dies erfolgen könnte.

Des Weiteren ging Beck auf den operativen Schwerpunkt der Einsatzflottille 2 im Nordatlantik und der Ostsee ein. Um dort zu bestehen, benötigen die Marinen aller Bündnispartner entsprechende militärische Fähigkeiten.

Abschließend stellte er die Zeitlinien für Modernisierungsvorhaben und Zuläufe für die „Deutsche Marine“ sowie Zukunftsplanungen vor. Diese unterteilte er in folgende Abschnitte:

2025 – Fight Now.      (Sondermaßnahmen)

2029 – Fight Tonight   (Verbesserung der bestehenden Flotte, kurzfristige Beschaffung)

2035 Fight Tomorrow  (Modernisierung der Flotte / Aufstellung für die Zukunft)

Bis 2029 bedeutetet sollen folgende Vorhaben erreicht werden:

Fregatte F 123 Klasse: Fähigkeitserhalt der U-Jagd sowie der Ersatz Führungsmittel und Waffeneinsatz

Fregatte F 124 Klasse: Maximierung der operativen Verfügbarkeit

Fregatte F 126 Klasse: Umfassender Fähigkeitsnachwuchs (Flugabwehr, U-Jagd, Seeziel-Flugkörper)

Einsatzgruppenversorger (EGV): Modernisierung aller Fähigkeiten zu Seeversorgung

Für den weiteren Zeitraum bis 2035 bedeutetet das:

Marinebetriebsstoffversorger (MBV 707): Ersatz für veraltete Tanker

Fregatte F126: Fähigkeit zur multidimensionalen Wirkung, insbesondere zur weitreichenden U-Jagd

Fregatte F127: Fähigkeit zur Verbandsflugabwehr und Abwehr ballistischer Bedrohungen

Dem Publikum wurden darüber hinaus die Probleme mit dem Bau der Fregattenklasse F126 geschildert. Die Ausschreibung für den Bau konnte seinerzeit die niederländische Werft „Damen“ für sich gewinnen, wobei die Schiffe aber auf deutschen Werften gebaut werden sollten. Dieses führte u.A. zu den bekannten Problemen im IT-Bereich zwischen den Werften.

Auch ging Beck auf die Besatzungen der Schiffe ein. Die Besatzungen und die Schiffe sind nun nach Beendigung des Mehrbesatzungskonzepts wieder mehr aneinandergebunden und die einzelnen Crews verstehen sich wieder mehr als ein Teil des jeweiligen Schiffs.

von Josef Schöning                                                       Wilhelmshaven, 22.02.2025

 

 

Gegenwart und Zukunft im Tiefwasserhafen

NPorts-Leiter Mathias Lüdicke über die Hafenentwicklung Wilhelmshavens

Wilhelmshaven/RB - Der stark besuchte Vortrag von Mathias Lüdicke beim Nautischen Verein Wilhelmshaven-Jade entsprach dem Wunsch der vielen Teilnehmer, aus erster Hand sich über die neuesten Hafenentwicklungen informieren zu können. Diesem Wunsch wurde der Niederlassungsleiter von Niedersachsen-Ports (NPorts) Wilhelmshaven vollauf gerecht, als er seinen Zuhörern einen detaillierten Überblick über diese wirklich beeindruckende Entwicklung gab.

Dipl.-Wirt.-Ing. Mathias Lüdicke, auch Beisitzer im Nautischen Verein, betrachtete den Hafen von Nord nach Süd, widmete sich also im Außenhafen zunächst den Projekten, die aktuell den Energy-Hub qualifizieren. Mit der HÖEGH ESPERANZA  und der EXCELSIOR haben zwei FSRU-Schiffe an eigenen Terminals festgemacht und speisen kontinuierlich das empfangene Flüssiggas LNG als Gas in die Versorgungspipelines. Ein weiterer Ausbau der Anlagen  ist bereits in Planung, wenn diese Terminals durch eine 1,6 km lange Gasimport-Pier (AVG) für den Umschlag diverser Gase, Wasserstoff und CO 2-Export ersetzt werden. Elektrolyseure sind auf den Grodenflächen projektiert. Vorhandene und geplante Leitungen betreffen zudem die Versorgung mit Strom.   

Eine bemerkenswerte Dynamik zeigt sich auch mit dem Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) im JadeWeserPort (JWP). Der für die größten Containercarrier ausgelegte Tiefwasser-Containerport gewinnt auch dank der Gemini-Allianz von HAPAG LLOYD und MAERSK an Umschlagvolumen und etabliert sich als sogen. first port of call als erste Station für die Containerfrachter gerade der Schiffslinien auf den interkontinentalen Transitrouten. Neben suprastrukturellen Modernisierungen steht seine nördliche räumliche Erweiterung auf der Agenda. Dieser JWP 2 wird als Multipurpose-Terminal ausgelegt werden, um auch dem Bedarf an Kaiflächen für die Offshore-Energie-Industrie und dem Verladen und Löschen besonders von PKWs entsprechen zu können. Denn besonders der gestiegene PKW-Import ist schon jetzt an neu zu erschließenden Hafenarealen wahrzunehmen. Die Mosolf-Port Logistics hat ihren Sitz in Wilhelmshaven genommen und stärkt die kommunale Wirtschaftskraft.

Wilhelmshaven wird seine Bedeutung als größter deutscher Marinestandort weiter festigen mit Ausbauten im Marinestützpunkt und bis zu 4 weiteren geplanten Docks. TURBO TECHNIK errichtet im Nordhafen eine zweite Halle und ein neues Verwaltungsgebäude. Und wahrscheinlich wird auf der Schleuseninsel für den Brand- und Katastrophenschutz ein maritimes Trainingszentrum entstehen. Dort wird dann auch die in Restaurierung befindliche historische Nassaubrücke mit einem zweiten Ponton wieder an ihren angestammten Platz im Fluthafen zurückkehren.